Was ist Gestalttherapie?

Gestalttherapie hat erst einmal nichts zu tun mit kneten, malen und basteln.

 

Sie hat einen humanistischen Ansatz und arbeitet erlebnisorientiert im Hier und Jetzt. Dabei wird der ganze Mensch mit Körper, Geist und Seele einbezogen. Häufig drückt der Körper dabei etwas aus, das uns selbst nicht bewußt ist.

 

Eine 'Gestalt' meint dabei eine wiederkehrende Situation, in die wir wieder und wieder hineingeraten, die für uns aber nicht zufriedenstellend verläuft. Ich merke zum Beispiel, dass ich manchmal nicht das ausspreche, was ich eigentlich denke oder fühle. Dann könnte ich damit experimentieren, was mit mir geschieht, wenn ich diese Grenze dann doch einmal setze. Welche Befürchtungen tauchen auf, wenn ich es täte? Und was würde ich eigentlich am Liebsten tun? Um dann mit neuen Verhaltensweisen zunächst im geschützten Raum zu experimentieren. Und so erweitern wir Schritt für Schritt unsere Handlungsspielräume.

 

Dabei arbeitet die Gestalttherapie mit dem Verstand UND dem Körper. Gerade die uns unbewussten Hinweise aus unserem Inneren helfen uns dabei, uns besser zu verstehen und anzunehmen.

Dazu eine persönliche Geschichte aus meiner Gestalt-Ausbildung:

 

Seit frühester Kindheit fühlte ich mich immer am Rand der Familie, der Nachbarschaft, im Verein, in der Schule... Eine wiederkehrende Gestalt, mit der ich ziemlich unglücklich war.

Im Rahmen meiner Ausbildung war das immer wieder Thema. An einem für mich besonders schlimmen" Tag wurde meine Position innerhalb der Ausbildungsgruppe in einem großen Raum dargestellt: Ich in der einen Ecke, ALLE anderen in der anderen Ecke schräg gegenüber. Ein größerer Abstand war nicht möglich. Schmerzlich. Und auch hilfreich, das so deutlich wahrzunehmen.

 

Mit der Zeit änderte es sich. Auf einmal merkte ich, dass ich mir selbst Plätze suchte, die nicht mehr ganz am Rand waren, sondern schon etwas dichter dran; dann, dass ich manchmal mittendrin war, was mir zunächst unangenehm war. Und zuletzt war ich meist mittendrin und fühlte mich damit pudelwohl. Gleichzeitig konnte ich aber auch manchmal am Rand sein, weil auch das seine Vorzüge hat und eine meiner großen Ressourcen darstellt. Heute bin ich gern mittendrin und gern für mich. Beides tut mir gut und vor allem: Ich habe die Fähigkeit entwickelt, die Wahl zwischen beiden Möglichkeiten zu treffen.