In der systemischen Beratung gehen wir davon aus, dass jeder Mensch in unterschiedlichste Systeme eingebunden ist. Wir existieren nicht allein, sondern immer mit anderen. Auch wenn wir allein leben, haben wir Familie, Freundinnen, Arbeitskollegen, Nachbarinnen oder Bekannte. Und diese Menschen um uns herum beeinflussen uns, so wie wir sie beeinflussen. Alle hängen miteinander zusammen. Und daher können wir uns nicht losgelöst von anderen betrachten.
Wenn sich in einem dieser Systeme eine Person verändert, können sich die anderen NICHT NICHT verändern. Ein praktisches Beispiel: Wir treffen uns mit einer Gruppe von Freunden und Freundinnen und kurzfristig muss eine Person absagen. Der Abend wird anders verlaufen. Und wir hätten uns vielleicht auch ein bisschen anders verhalten, wenn diese Person doch da gewesen wäre.
Die uns umgebenden Menschen werden also in der systemische Beratung in die Arbeit einbezogen. In der Einzelarbeit geschieht dies oft indirekt, indem eine Person durch stellvertretende Symbole dargestellt wird. Wir können uns dann anstelle des Symbols stellen und fühlen uns dort in die andere Person ein. Erstaunlicherweise gelingt es fast immer.
Ähnliches gilt auch für unser inneres System. Auch da gibt es diverse Stimmen. Meist gehen wir mit ihnen unbewusst um und verschenken dabei eine reiche Ressource.
Dazu ein Beispiel aus meiner systemischen Ausbildung:
Wir saßen beisammen. Drei von uns stellten sich vor uns hin und erhielten eine Anweisung, wie sie sich verhalten sollten. Wir anderen sollten raten, was wohl auf dem Zettel stand, den sie erhalten hatten. Der Erste drehte uns den Rücken zu. Wir dachten, dass er sich uns gegenüber wohl abweisend verhalten, sich verschließen, vielleicht auch zurückziehen oder schützen solle. Wir waren alles andere als einig. Die Nächste stand regungslos da und guckte gen Himmel. Wir dachten, dass auf dem Zettel wohl nicht dasselbe stehen könne. Vielleicht sollten sie uns ignorieren? Die Dritte fuchtelte eindringlich mit den Händen vor dem Oberkörper herum und sah uns direkt an. Okay, das passte nun gar nicht mehr zusammen. Sollten wir ihr vom Leib bleiben? Wir haben geraten und geraten und es nicht herausgefunden.
Am Ende wurde das Rätsel aufgelöst: Alle hatten tatsächlich ein und dieselbe Anweisung bekommen: Und zwar sollten sie NICHT kommunizieren.
Wie man an diesem Beispiel sehen kann, kann man nicht nicht kommunizieren. Auch wenn wir versuchen "nichts" zu tun, verhalten wir uns zu einer Situation, was wiederum einen Einfluss auf die anderen hat.